Die Wirtschaftsforschungsinstitute der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (IfW Kiel, DIW, IWH, RWI und ifo Institut) haben ihr Herbstgutachten mit dem Titel „Expansive Finanzpolitik kaschiert Wachstumsschwäche“ veröffentlicht. Das vollständige GUtachten kann in der AGV Geschäftsstelle angefordert werden.
Die Institute erwarten im Jahresdurchschnitt 2025 ein minimales Wachstum des preis[1]bereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland um 0,2 %, im Jahr 2026 soll die Wirtschaftsleistung wieder um 1,3 % wachsen, 2027 um 1,4 % (vgl. S. 10).
Die Prognose für das laufende Jahr wird damit gegenüber der Frühjahrsprognose, die von einem Wirtschaftswachstum von 0,1 % ausgegangen ist, minimal nach oben korrigiert.
Für 2026 bleiben die Institute bei ihrer Prognose.
Die Aussichten für die Weltkonjunktur sind eingetrübt durch den negativen Angebotsschock der US-Zölle. Bislang zeigte sich die Weltwirtschaft hauptsächlich durch kräftige Vorzieheffekte noch robust. Der Zuwachs des Welthandels soll bei 2,8 % dieses Jahr liegen. Für 2026 werden jedoch nur noch 0,5 % erwartet, 2027 werden 2,2 % prognostiziert (vgl. S. 18). Im Frühjahr wurde für 2026 noch mit 1,6 % gerechnet.
Große Risiken für die weltwirtschaftliche Entwicklung ergäben sich durch verschärfte geopolitische Verwerfungen, die weitere Eskalation handelspolitischer Konflikte sowie die eingeschränkte Tragfähigkeit öffentlicher Finanzen.
Die Verbraucherpreise sollen im Jahr 2025 um 2,3 % steigen. Im kommenden Jahr dürfe die Rate auf 2,1 % leicht sinken, bevor sie 2027 auf 2,4 % ansteigt (vgl. S. 31). Die prognostizierte Kerninflation unterscheidet sich kaum von diesen Raten (vgl. S. 54). Der Zinssatz der EZB von 2 % wirkt somit annährend neutral.
Die Lohndynamik hat nachgelassen. Der Anstieg der Bruttolöhne und -gehälter je Beschäftigten wird im Jahr 2025 auf 3,7 %, 2026 auf 3,2 % und 2027 auf 3,3 % geschätzt (vgl. S. 90). Im laufenden Jahr 2025 und 2026 werden die Tarifverdienste laut Gemeinschaftsdiagnose um 2,8 % steigen. Die Institute erwarten für 2027 eine leichte Beschleunigung durch die Belebung der wirtschaftlichen Aktivität (vgl. S. 52).
Der Arbeitsmarkt soll sich weiterhin robust zeigen. Die Zahl der Erwerbstätigen soll sich leicht erhöhen (46,006 Millionen im Jahr 2025, 46,109 Millionen im Jahr 2026 und 46,247 Millionen 2027) (vgl. S. 56). Die Arbeitslosenquote liege weiterhin bei 6,3 % im Jahr 2025, 6,1 % 2026 und 5,6 % 2027 (vgl. S. 35).
Das wirtschaftspolitische Kapitel des vorliegenden 151. Gutachtens der Gemeinschaftsdiagnose zeigt zwölf Vorschläge für die Umsetzung des Herbstes der Reformen vor (vgl. Kapitel 4, ab Seite 64). Dabei werden vier Themenkomplexe beleuchtet: Außenwirtschaft, Beschäftigung, Wirtschaftswachstum und Finanz- und Preisstabilität. Sozialversicherungsbeiträge sollen stabilisiert, Arbeitsanreize verbessert und das Humankapital gestärkt werden. Es wird etwa gefordert, den Nachhaltigkeitsfaktor in der gesetzlichen Rentenversicherung wieder aufleben zu lassen, Unterstützungsleistungen für Bedürftige aus einem Guss vorzusehen, Beschäftigungshemmnisse für Ältere abzubauen, einen Wechsel der beruflichen Tätigkeit gemäß dem Strukturwandel zu unterstützen sowie die Zuwanderung Hochqualifizierter zu stärken.