Großer Motivator im Behördenlook
Der Vielkönner Matthias Berg beeindruckt als Gast des Arbeitgeberverbandes
Von Oliver Stade
Goslar. Matthias Berg studierte Jura und Horn und gewann ebenso in mehreren Disziplinen bei den Paralympics, den Olympischen Spielen für Sportler mit Behinderung, wie Wettbewerbe von Jugend musiziert. Heute leitet der 52-jährige vierfache Vater als stellvertretender Behördenchef das Landratsamt in Esslingen, und er ist gefragter Referent. Bei diesem Lebenslauf überrascht es nicht, dass der contergangeschädigte Berg zu einem Fachmann für Motivationsfragen wurde.
Als Gast des Arbeitgeberverbandes Harz beschreibt er am abend vor rund 300 Gästen aus den Landkreisen Goslar und Harz seine "Grundentscheidungen" zum Erfolg. In der Kaiserpfalz in Goslar zeigt er, dass er nicht nur ein Motivationskünstler, sondern auch ein geübter Redner ist, der sich nicht hinter einem Pult versteckt, Blickkontakt zum Publikum sucht, frei spricht, seine Rede mit Witzen würzt und sich auf Selbstironie und Comedy-Einlagen versteht.
In seiner Expertenrolle als ZDF-Kommentator der Paralympics sieht sich Berg "als eine Art Oliver Kahn für Kassenpatienten", stellt sich als typischer Beamter vor, weil sein Hemd kleinkariert ist und staunt, dass ausgerechnet die Arbeitgeber jetzt schon einen Beamten einladen, um mehr über das Geheimnis der Motivation zu erfahren.
Der Vielkönner hält mit seinen Erfolgen in Sport und Musik nicht hinter dem Berg, schildert aber in großer Offenheit auch "heftige Zeiten" und Verletzungen, als der behinderte Junge mit seinen Eltern aus dem norddeutschen Raum ins Schwabenland zieht, keinen Anschluss findet, aufgrund seiner Behinderung ausgegrenzt wird und sich selbst zurückzieht.
Irgendwann will Berg nicht länger "das Opfer sein, das warten muss, bis es angelächelt wird". Seine Rezepte dagegen klingen mitunter wie gehobene Lebensweisheiten: Wer lächelt, wird angelächelt, nicht aufgeben, die Stärken stärken und nicht an den Schwächen orientieren.
Wie bekommt ein Mensch das alles unter einen Hut? Erst die Pflicht, dann die Kür, die Dinge nicht aufschieben - das rät Berg. Man ahnt, dass es ein schmaler Grat ist, vor so viel Selbstdisziplin andere wichtige Dinge nicht aus dem Blick zu verlieren. Nicht ohne Grund sagt Berg, während seines Doppelstudiums habe er "zwei Nationalmannschaften bedient".
Am Ende wird klar, Berg hat den Bogen raus, die Menschen direkt, schnörkellos und mit Humor anzusprechen, damit sie ihm gerne zuhören. Torsten Janßen, Vorsitzender des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes, muss zum Schluss nach dem langen Applaus nicht mehr sagen als: "Matthias Berg hat den Nerv getroffen."