Pressebericht zur Jahresveranstaltung des AGV Harz e.V. am 28. März 2006

Goslarsche Zeitung - 29. März 2006

Chefökonom versprüht Optimismus

Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, zu Gast bei Harzer Arbeitgebern - Von Frank Heine

GOSLAR. Wer als gebürtiger Düsseldorfer in Köln Karriere macht, dem darf man angesichts der Rivalitäten der rheinischen Nachbarn getrost ein gesundes Selbstbewusstsein unterstellen. Dass dem tatsächlich so ist, bewies Prof. Dr. Michael Hüther gestern Abend eindrucksvoll in der Goslarer Kaiserpfalz.

Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft trat als Festredner bei der traditionellen Jahresveranstaltung des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes (AGV) Harz auf und sprach vor knapp 500 Zuhörern über den Aufschwung, bestehende Chancen und notwendige Weichenstellungen. Sanfte Frühjahrsbrise vor der Sommerflaute oder echte Trendumkehr - was ist von der momentan spürbaren Belebung der Märkte tatsächlich zu halten? Nicht nur AGV-Vorsitzender Ulrich Weiterer wartete mit Spannung auf Antworten aus Hüthers Mund.

Der 43-jährige Ökonom hatte durchaus positive Botschaften im Gepäck: Aus einer schwierigen, lange unterschätzten Situation heraus habe die deutsche Wirtschaft in vielen Bereichen den wichtigen Strukturwandel vollzogen, der auch für die Zukunft hoffen lasse. Hüther, von 1995 bis 1999 Generalsekretär der so genannten "fünf Wirtschaftsweisen" in Wiesbaden und anschließend bis 2004 Chefvolkswirt der Frankfurter Sparkassen-Tocher Deka-Bank, sah "gewaltige Chancen wie seit Anfang des Jahrzehnts nicht mehr". Zu keiner Zeit früher seien die Voraussetzungen für jeden einzelnen in den Industrieländern, eine Arbeitsstelle zu bekommen, besser gewesen. "Das ist eine grundpositive Nachricht", sagte Hüther, um gleich darauf auch wieder Wasser in den Wein zu gießen. So liege der Preis für den erfolgreichen Strukturwandel in der hohen Arbeitslosigkeit bei den Geringqualifizierten - ein Phänomen, das in keinem anderen Land in diesem Ausmaß zu beobachten sei.

Für die Zukunft sei es elementar wichtig, den Staatshaushalt zu konsolidieren, bei der Lohnpolitik Vernunft walten zu lassen, Bürokratie abzubauen und kräftig in die Bildung zu investieren. "Dort sind wir im internationalen Ranking überall Mittelmaß, das können wir uns auf Dauer nicht leisten", verkündete Hüther und empfahl eine Umschichtung der öffentlichen Förderung weg von den Universitäten hin zu den Kindergärten, eine frühere Einschulung, Ganztagsschulen und bundesweite Mindeststandards. Eine zentrale Botschaft lautete: "Arbeit schafft Wachstum." Und nicht andersherum, wie von den Parteien im Bundestagswahlkampf oft verlautbart. Hünther mahnte deshalb auch Konsequenz beim Verfolgen der Ziele an, denn Fakt sei: "Man kommt nie auf Dauer in den Himmel."

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