Röslers klares Bekenntnis zum Wachstum als Fortschrittsmotor
Vor Harzer Arbeitgeberverband betont der Bundes-Wirtschaftsminister die "Tugenden der sozialen Marktwirtschaft"
Von Tom Koch
Goslar
43 Redeminuten, unterbrochen von fünf Mal Zwischenapplaus, dauerte der Auftritt von Philipp Rösler vor den Mitgliedern des Harzer Arbeitgeberverbandes.
Kaum hatte er in der gut besetzten Goslarer Kaiserpfalz seine Dankesblumen samt CD eines Hannoveraner Kabarettisten entgegengenommen, blieb selbst für das festliche Abendmahl in der exklusiven Vorstandsrunde kaum noch Zeit. Der Bundeswirtschaftsminister war am Mittwochabend als FDP-Bundeschef im NDR-Fernsehstudio gefragt, er hatte den drohenden Verlust der Landtagszugehörigkeit seiner Liberalen in Düsseldorf zu erklären.
Ausbildungsanstrengungen verstärken, Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren, Bürokratien abbauen sowie stets innovativ und optimistisch sein, so lauteten die wesentlichen Thesen seines Vortrags zum Thema "Die soziale Marktwirtschaft stärken". Der Vize-Kanzler widmete sich auch den griechischen Geldsorgen, verteidigte die kurzfristige Subventionskürzung bei Solaranlagen und fand immer wieder Gelegenheit, auf seine familiären Wurzeln in Goslar zu verweisen.
Philipp Rösler sprach ohne Manuskript, teilweise auch voller Selbstironie, ein Beispiel: "Ich bleibe ein Optimist und denke, dass es morgen besser sein könnte als heute. Wer wüsste das nicht besser als ein FDP-Vorsitzender."
Einen großen Raum seines Vortrags nahm die Betonung von Wachstum als Fortschrittsmotor ein. Deutlich kritisierte er jene 55 Autoren, die im Vorjahr in ihren Büchern zur Wirtschaft ausnahmslos Wachstumskritik geäußert hätten. Ausdrücklich schloss Rösler dabei den "Club of Rome" ein, einer nichtstaatlichen Organisation, die sich dem globalen Gedankenaustausch von internationalen Fragen widmet. Dass dieser Club 1972 prognostiziert habe, 2002 seien die Welt-Ölreserven aufgebraucht, um im Vorjahr diese Vorhersage auf 2037 neu zu datieren, verführte den FDP-Politiker dazu, diesem nichtkommerziellen Bündnis "etwas Sektenhaftes" zu unterstellen. "Wer überzeugt ist, dass die Welt wenn nicht morgen, dann übermorgen untergeht, der hat auch keinen Anspruch auf mehr Engagement für Wohlstand und Fortschritt", erklärte Rösler. Die Harzer Unternehmer rief er dazu auf, "die Tugenden der sozialen Marktwirtschaft für weiteres Wachstum zu nutzen".
"Deutsche Begriffe wie Kindergarten, Blitzkrieg und Energiewende haben Eingang in fremde Sprachen gefunden.
Es wird Zeit für ein neues Wort: German Mittelstand."
Philipp Rösler,
Bundes-Wirtschaftsminister
"Der teils lokale Bezug hat mir gefallen. Vermisst habe ich, dass der Bundeswirtschaftsminister seinem Publikum zu wenig Ansätze für ihr konkretes Handeln vermitteln konnte."
Bernd Skudelny, Leiter der Kreis-Wirtschaftsförderung
"Ein bemerkenswert freigehaltener Vortrag mit kontroversen Thesen. Die starke Betonung der sozialen Marktwirtschaft aus dem Munde des Liberalen, das war nicht zu erwarten."
Armin Willingmann, Rektor der Hochschule Harz
"Ein gelungener überzeugender Vortrag mit eindeutigem Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft, den selbstregulierenden Marktmechanismen sowie gegen ausufernde Bürokratie."
Marko Eggert, Roland-Initiative Halberstadt
"Röslers Auftritt war unterhaltsam und hat zum Nachdenken angeregt. Son in der Frage, dass ausländische Studenten nach ihrem Examen über kein Aufenthaltsrecht in Deutschland verfügen."
Christian Juranek, Geschäftsführer Schloß Wernigerode
"Ein rhetorisch guter Vortrag, trotz des hohen Redetempos. Dass Philipp Rösler seine Goslarer Wurzeln anspricht, war nett, dass Soziale an der Marktwirtschaft zu betonen, überraschend."
Andreas Ebert, Geschäftsführer Stratie Blankenburg