Presseberichte zur Jahresveranstaltung des AGV Harz e.V. am 14. März 2019

Foto: Kleine

Klimawandel Eine Frage der Bildung

Goslarsche Zeitung vom 16. März 2019

Wohlstand lässt sich in Celsius messen

TV-Moderator und Wetterexperte Karsten Schwanke beim Jahrestreffen des Arbeitgeberverbandes

Von Jörg Kleine

Ein „Wetterfrosch“ bescherte dem Allgemeinen Arbeitgeberverband Harz (AGV) bei seiner Jahresveranstaltung in der Kaiserpfalz volles Haus – ARD-Wetterexperte Karsten Schwanke. „Abenteuer Klima! 2018 ein Meilenstein in der globalen Erwärmung“ hieß der Titel seines Vortrags. Den musste der versierte Meteorologe in der historischen Aula regis zwar ohne Beamer und Leinwand präsentieren, dafür aber mit Gestik und einem Wasserkocher umso eindrucksvoller fürs Publikum aus Wirtschaft, Politik, Behörden und Verbänden.

Warum ein Meteorologe beim AGV-Gipfeltreffen in den Blickpunkt rückte, machte Vorstandsvorsitzender Torsten Janßen (Osterode) bei seiner Begrüßung schnell deutlich: Wirtschaft und Wohlstand hängen sehr stark vom Klima ab – und zwar nicht nur vom Betriebsklima. Die höchste Produktivität zeigen Länder rund um den Globus in den gemäßigten Breiten. Einzige Ausnahme im Tropengürtel ist der Stadtstaat Singapur. „Der Hochpunkt liegt bei 13 Grad Celsius“, zitierte Janßen aus einer Studie von Forschern der berühmten Stanford-Universität im Silicon Valley und der Universität von Kalifornien in Berkley aus dem Jahre 2015. Mit jedem Grad darüber nehme die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaften wieder deutlich ab.

Klima-Gewinner?

Hitze in südlichen Gefilden schlägt nicht nur auf die Leistungsfähigkeit der Menschen, sondern frisst immens viel Energie, nicht zuletzt durch Klimaanlagen und Kühlschränke. Weitaus mehr offenbar als das Heizen im Winter in den gemäßigten Breiten. Insgesamt sehen die Forscher vor allem die USA, Großbritannien, China, Japan, Deutschland und Frankreich deshalb als mögliche „Gewinner“ des Klimawandels.

Bei einer Temperatur im Jahresschnitt von neun bis zehn Grad hat also die Harz-Region noch Potenzial nach oben, folgerte Janßen. Ob Menschen und Unternehmen drei Grad mehr im Schnitt wirklich erleben wollen, daran ließ Karsten Schwanke mit seinem Vortrag aber erhebliche Zweifel. Denn das weltweite Klima ist ein überaus komplexes und fragiles System.

In den vergangenen 100 Jahren betrug die globale Erwärmung insgesamt nur knapp ein Grad Celsius. Selbst das Jahr 2018 mit dem Supersommer von April bis September brach in Deutschland kein Temperaturrekord, schilderte Schwanke: „Trotzdem war es ein Jahrhundertsommer.“ Der brachte nicht nur eine Trockenheit, wie es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1880 nicht gegeben hat, sondern weltweit auch das Klimasystem so sehr ins Wanken wie noch nie.

Das Temperaturgefälle zwischen den Polen und dem Äquator beeinflusst Windströmungen, die dann Hoch- und Tiefdruckgebiete lenken – und die wiederum auf die Wetterlagen wirken. Weil der Jetstream, der mit bis zu 500 Stundenkilometern in zehn Kilometern Höhe um den Globus pfeift, 2018 schwächelte, bildete sich über Mitteleuropa ein sehr stabiles Hoch aus. Dies lenkte die sonst üblichen Tiefdruckgebiete über Deutschland nach Süden ab, die beispielsweise über Italien heftigste Unwetter brachten.

Regelmäßige Dürren in Deutschland wirken sich gravierend auf das natürliche Wasserreservoir aus, erläuterte Schwanke.: Wer jetzt in nur 1,80 Meter Tiefe bohrt, erkennt, dass alles noch trocken ist.“ betonte Schwanke – trotz der Regenfälle in den vergangenen Wochen.

Chimäre im Weißen Haus

Die Lehrstunde des ARD-Meteorologen führte am Donnerstagabend gedanklich bis in die Antarktis, in die Tiefen der Ozeane, in die Wüste Sahara bis zur aktuellen Schneelage auf dem Brocken. Ein Seitenhieb auf US-Präsident Donald Trump war dabei nur konsequent: Im Umfeld der Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen hatte Trump als Unternehmer einen Brandbrief an den damaligen US-Präsidenten Obama mitunterzeichnet. Tenor: Angesichts des Klimawandels müssten die USA bei sauberen Energien vorangehen. Nunmehr sitzt Trump selbst im Weißen Haus – und gibt sich als Leugner des Klimawandels.

Was sollte die Menschheit nunmehr tun, um die Erderwärmung zu begrenzen? Vor allem die Energie stärker nutzen, „die wir jeden Tag kostenlos von der Sonne bekommen“, betonte Schwanke. Zugleich verwies er auf eine Prioritätenliste internationaler Experten zur Einsparung von Treibhausgas. Unter den 80 wichtigsten Punkten stehen dort etwa die Niedrigenergiehäuser an 78. Stelle, LED-Beleuchtung auf Rang 33. Ganz oben auf dieser Prioritätenliste der Erkenntnis: Menschen weltweit mehr Zugang zu Bildung ermöglichen – vor allem für Frauen.

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