Presseberichte zur Jahresveranstaltung des AGV Harz e.V. am 5. März 2002

ZDF-Moderator Peter Hahne (links) mit dem Vorsitzenden des Arbeitgeberverbandes Harz, Ulrich Weiterer, und AGV-Geschäftsführerin Anja Mertelsmann in der voll besetzten aula regis. Foto: Schenk

Goslarsche Zeitung - 7. März 2002

Weiterer: "Spielräume nutzen"

AGV-Vorsitzender mahnt, rezessive Tendenzen nicht noch zu verstärken

GOSLAR. Auf die allgemeine wirtschaftliche Lage ging der wieder gewählte Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Harz, Ulrich Weiterer, in seiner Begrüßung bei der Jahresveranstaltung in der Kaiserpfalz ein.
Die wirtschaftliche Situation falle derzeit eher negativ aus: sinkendes Bruttoinlandsprodukt, mehr Arbeitslose, mehr Insolvenzen, Kaufzurückhaltung der Konsumenten.
Derzeit, zitierte der AGV-Vorsitzende das renommierte Hamburger Wirtschaftsforschungsinstitut HWWA, gleicht Deutschland einer auf dem Rücken liegenden Schildkröte, die unfähig sei, sich nach vorne zu bewegen.

Vor Ort, im Verbandsgebiet, appellierte Weiterer, "sollten wir uns nicht von der Lähmung anstecken lassen und die Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume, die wir haben, mutig und verantwortungsbewusst nutzen." Die rezessiven Tendenzen dürften nicht durch überängstliches Handeln oder auch Nichthandeln verstärkt werden. Mit dem Verein "WIR - Wirtschaftsinitiativen für die Region Goslar" sei man auf dem richtigen Weg. Ebenso mit der geplanten Ansiedlung ("finanziell mutig") eines Zweiges der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel in Goslar.

Die AGV-Vorstandswahlen ergaben insgesamt folgendes Ergebnis: Stellv. Vorsitzende Ralph Weitemeyer (Harzer Mineralquelle, Blankenburg) und Rainer-Rudolph von Oehsen (List, Goslar). Weiter im Vorstand: Florian Haacke (Genthe), Eike Hulsch (Trinks), Christian Klose (Industriebau Wernigerode), Eberhard Rieß (JL Goslar). -tge

"Machen Sie aus der Ich AG eine GmbH"

ZDF-Moderator Peter Hahne sprach zum Thema "Zwischen Spaßgesellschaft und Stimmungsdemokratie" - Von Friedrich Metge

GOSLAR. Er ist ein hervorragender Rhetoriker, verfügt über eine gesunde Portion Humor, und er versteht es, immer wieder auf den Punkt zu kommen. Peter Hahne, stellvertretender Leiter des ZDF-Studios Berlin und Moderator der Politsendung "Berlin direkt", reihte sich nahtlos in die Phalanx der Rednergrößen ein, mit denen der Arbeitgeberverband Harz seit Jahren schon Anerkennung erntet.

Nahtlos eingereiht

Oberbürgermeister Dr. Otmar Hesses mehr oder weniger zartfühlenden Hinweises in seinem Grußwort, der Brotkorb hänge sehr hoch, hätte es nicht bedurft. Hahne begeisterte die rund 600 Zuhörer in der aula regis der Kaiserpfalz am Dienstagabend von der ersten bis zur letzten Minute. Entsprechend war der Schlussbeifall.

"Zwischen Spaßgesellschaft und Stimmungsdemokratie - Welche Werte braucht das Land?", so der Titel des Referates. Ein "spannendes Thema", wie Hahne befand, das nach dem 11. September noch an Bedeutung gewonnen habe, auch wenn "ich vor diesem Tag nichts anderes erzählt hätte". Und dennoch: der 11. September habe viele Fragen aufgeworfen. Wie viel Freizügigkeit müssen wir aufgeben, wie viel dürfen wir aufgeben? Wie banal waren die Themen vorher? Ergebnis: "Die schrille Spaßgesellschaft hat einen Schock erlitten." Den Grund dafür lieferte der 49-jährige Journalist und Theologe gleich mit: "Erstmals haben wir bei jener Katastrophe nicht nur das Ergebnis gesehen, sondern wie es passiert ist."

Danach seien Dinge in den Blickpunkt geraten, die die Spaßgesellschaft verdrängt haben. Plötzlich "hatten auch die Talkshows ein anderes Niveau." Sein Eindruck, so Hahne: "Die Dimensionen sind zurecht gerückt worden. Auch in den Medien."

Querdenker gefragt

Breit gemacht habe sich insgesamt ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit, Angst vor der Zukunft. Das aber so massiv, dass es wieder typisch deutsch sei: "Wir können uns ja nicht einmal mehr richtig freuen."

Hahnes Appell: "Wir brauchen Propheten des Optimismus'." Etwas, das uns trage - Glaube, Hoffnung, Liebe seien keine Ladenhüter mehr: "Hoffnung ist der Sauerstoff des Lebens, ohne bleibt Verzweiflung." Nach vorne schauen, aktiv werden, lautet Hahnes Credo. Immer mehr Menschen zögen sich auf die Tribüne zurück. Wer sich noch auf dem Spielfeld tummle, so die Meinung der Zuschauer ("die zudem alles besser wissen"), muss verrückt sein.

Querdenker brauche das Land. Niedersachsens MP Sigmar Gabriel sei einer. Und der designierte Chef der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster, ein anderer. Und was passiere dem? "Der kommt, sagt etwas Vernünftiges, und schon heißt es, der tauge nichts, anstatt abzuwarten."

Die Gesellschaft, schloss Hahne, brauche wieder Menschen, die bereit seien, vorzuleben: "Wir leben heute in der Ich AG. Machen Sie eine GmbH daraus, eine Gesellschaft mit begründeter Hoffnung."

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